"Theorie: Wenn ein Darsteller als Requisite ein Stück Käse mitbringen soll, wird dieses mit Garantie abartig stinken..."
Mit dieser vielleicht wichtigsten Feststellung des Wochenendes willkommen zum aktuellsten Blogeintrag hier auf teestuki.de, wo ich Euch nun in einem kurzen Text die Erfahrungen unseres wohl aufwändigsten Drehs in der noch jungen TEESTUKI FILM Geschichte schildern möchte! Dazu muss ich nun ein wenig ausholen, denn die Idee eines mittelalter-Drehs bei einem unserer Filmprojekte stand bereits 2009 bei "Die Legende von Julia Stone" im Raum. Doch schien uns damals die Idee von Strandräubern, Ruderbooten und Fackeln doch eher abwegig - und rückblickend ist das auch definitiv richtig so, schließlich haben wir uns selbst erst im Laufe der vergangenen Projekte überhaupt die Fähigkeiten angeiegnet, um ein derart aufwändiges Unterfangen auch tatsächlich eigenständig stemmen zu können. Beim Schreiben des Skripts von "Der Spielmann" waren uns so auch die Schwierigkeiten bewusst, die mit den Dreharbeiten möglichst realistisch daherkommenden Mittelalter-Szenen verbunden waren. Schnell stand fest, dass ein Dreh an authentischen Orten wie dem Bremer Schnoor wohl kaum im Bereich des Machbaren liegen würden. Deshalb entschieden wir uns, die Szenen in einem eigens eingerichteten "Studio" vor einem Greenscreen zu drehen. Dieses Verfahren bietet dabei den Vorteil, dass der grüne hintergrund hinter den Schauspieler_innen später digital durch einen beliebigen Hintergrund ersetzt werden kann. Die Vorbereitungen für den aktuellen Dreh liefen deshalb hinter den Kulissen auch bereits seit Wochen: Mittelalterliche Kostüme, Rüstungsteile und Kulissenteile wurden gekauft, geliehen oder sogar selbst angefertigt. Auch der Greenscreen entstand (mit Ausnahme) des Stoffs schließlich vollständig in aufwändiger, oft improvisierter Handarbeit! Da die Beleuchtung dabei von enormer Wichtigkeit ist, damit ein einheitlich grünes Farbbild entsteht, vergingen weitere Tage, an denen lediglich an der Beleuchtung gefeilt wurde. Am Vortag der Dreharbeiten verwandelte schließlich eine kleine, äußerst kreative Crew den Albert-Schweitzer-Saal der Gemeinde mit zahlreichen Podesten, mehreren Kilo Heu, Marktständen und Stoffen in ein Set, dass den Marktplatz des mittelalterlichen Hameln darstellen sollte. Der eigentliche Drehtag selbst begann für Prdouktion, Regie, Ton und Maske so früh, dass einige das Gefühl hatten, den Albert-Schweitzer-Saal gerade erst verlassen zu haben. Andere hegten dem Albert-Schweitzer-Saal gegenüber bereits heimische Gefühle, waren sie doch seit Tagen in diesem Raum am werkeln! Die besagte Maske hatte bereits eifrig trainiert, so dass die nach und nach eintreffenden Darsteller_innen gekonnt und überaus realistisch in mittelalterliche Bürger_innen verwandelt wurden. Zahnlücken, Perücken, ein Pest-Toter...es gab nichts, was den Damen nicht gelang! Schnell fanden sich die Schauspieler_innen in der doch recht ungewohnten Umgebung zurecht - das aufwändige Stroh-Verteilen (ganz zu schweigen von dem extrem intensiven Aufräumen!!!) hatte sich also gelohnt! Auf dem Plan stand zunächst die Szene, in der Hamelns Bürgermeister vor dem aufgebarchten Volke stehend, die Vertreibung der Ratten durch einen tapferen Helden fordert. Zunächst erscheint jedoch der stadtbekannte Irre Eigil, der die "niedlichen Tierchen" mit Käse fortlocken möchte. Ja, der bereits erwähnte Käse des Grauens, der seinen Todesgeruch bis in den letzten Winkel der Bühne ziehen ließ! Vermutlich ging daran auch die scheußlich zugerichtete Pest-Leiche auf dem Boden zugrunde...oder waren es die Äpfel, die so lautstark angeprisen wurden? Das Volk kommentierte Eigils Erscheinen mit lautem Hohn und Gelächter, so dass dieser schließlich von einem martialisch gekleideten (und in seiner mindestens 10 KG schweren Rüstung leidendem) Wächter von der Bühne geführt wurde. Plötzlich meldet sich eine weitere Person in der Menge - es ist ein Spielmann! Mit einem Lied seiner Flöte will er die Ratten aus der Stadt locken! Schon johlt das Volk wieder vor Lachen, will der Wächter erneut einschreiten - doch der Bürgermeister will es auf einen Versuch ankommen lassen... Cut - so läuft es nun einmal beim Filmdreh, die Vertreibung der Ratten ist Bestandteil eines anderens Drehs und muss nun einfach in der Fantasie der Darsteller_innen erfolgen. In einer kurzen Pause gibt es Essen und Trinken am von der Crew und den Darsteller_innen beigesteurten Buffet, während der Mönch auf der Bühne mit seinem Kreuz Nägel in den Greenscreen einschlägt. Als nächstes steht für die im Scheinwerferlicht schwitzenden Darsteller_innen eine Szene auf dem Plan, die nach der bereits erwähnten vertreibung der Ratten einsetzt: Vor den Toren der Stadt verweigert der Bürgermeister dem Spielmann den versprochenen Lohn! EIn gerissener Kaufmann reibt sich zufrieden die Hände, das Volk beschimpft den tapferen Rattenfänger und ist sich sicher, ein gutes Geschäft gemacht zu haben! Mit einem vom Mönch hinterhergeschleuderten "Du Lump!" verlässt der Spielmann gedemütigt die Stadt Hameln...und die Crew in größter Eile den Saal, schließlich besteht noch die Gelegenheit, einen grandiosen Werder-Sieg im Fernsehen zu verfolgen (ach ne, DIE Zeiten sind ja schon etwas länger her!). "Piep-Piep - Es ist 9 Uhr 30, die Tagestemperatur beträgt Minus drei Grad..." Ausschlafen? Nö! Drehtag, zweiter Teil! Durch den frisch gefallenen Schnee geht es zurück ans Set, eine zünftige Schneeballschlacht Mitte März ist doch das normalste von der Welt - war im Mittelalter sicher nicht anders! Zumindest nicht in Bremen... Heute stehen zunächst die Szenen mit dem vom Volk betrogenen Spielmann auf dem Plan...dieser sucht sich dafür aus dem Mülleimer den vielleicht schon erwähnten "Käse des Grauens" hervor, um "schlechte Laune zu bekommen"...schließlich ist er in der nun folgenden Szene gerade auf dem Höhepunkt eines Wutanfalls! Vor den Augen der mittlerweile zahlreich versammelten Crew fasst der Rattenfänger nun einen verhängnisvollen Plan: Hameln soll für den Betrug an ihm büßen! Doch bevor das an einem Drehtag in nicht allzu fernern Zukunft der Fall sein wird, darf das Volk noch einmal die Emotionen vom Vortag wiederholen - zahlreiche Nahaufnahmen sollen später das Schnittbild ergänzen. Der Mönch schleudert voller Inbrunst erneut sein "Du Lump!" in den Saal - der Bauer neben ihm eine Nuss, die den Kamermann am Kopf trifft. Die restliche Meute bringt ihr "Schafft den Irren von der Bühne!" merkwürdigerweise erst dann perfekt hin, als der Kameramann ihnen vorschlägt, dass sie sich direkt an ihn wenden sollen. Seltsam... Und dann ist er auch schon vorbei - dieser grandiose, aufwändige Mittelalter Dreh! Naja, nicht ganz, ein paar Stunden verstreichen doch noch, bis auch der letzte Strohhalm aus den letzten Winkeln des Saals entfernt wurde und der gewaltige Greenscreen wieder auf die Größe einer Teppichrolle geschrumpft ist. Und hinter den Kulissen wird die Nachbearbeitung des Materials auch noch viele, viele Arbeitsstunden in Anspruch nehmen...doch das ist noch Zukunftsmusik! Deshalb an dieser Stelle mein und unser Dank und das große Lob an alle, die uns an diesem Wochenende unterstütz haben! Die bereitwillig Texte lernten, sich kurzfristig in (größere) Rollen einfanden, die Mikrofone hielten, die Kameras bedienten, schminkten und sich schminken ließen, Regie und Schauspiel gleichzeitig leisteten, sich in manchmal abenteurliche Kostüme zwängten, die in den tagen vor dem Dreh eifrig arbeiteten, die tapfer den Gestank des Käses ertrugen - kurzum: einfach alle, die diesen Dreh so unvergesslich gemacht haben! Und deshalb ist die wichtigste Erkenntnis des Wochenendes nicht der wirklich stark riechende Käse, sondern die Tatsache, dass wir alle gemeinsam einen ganz tollen Drehtag im Rahmen dieses insgesamt großartigen Projektes geschafft haben! Dafür möchte sich TEESTUKI FILM, die Produktion, die Regie und ich persönlich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken!
[Flomf!] für TEESTUKI FILM
(beim Klicken auf eines der Bilder lässt sich eine Diashow starten!)
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